
Im Auto unterwegs, brauche ich Google Maps, um mich zum Ziel zu leiten. Hin und wieder heißt es plötzlich: „Route wird neu berechnet.“ Dann dauert es nicht lange, bis ich mich hoffnungslos verirrt habe und nicht mehr weiß, wo ich bin.
Ähnlich läuft es manchmal im Leben: Gerade hatten wir noch alles im Griff und dann heißt es plötzlich: „Das Leben wird neu berechnet.“ Alles gerät durcheinander und man weiß nicht mehr aus noch ein. Dieses Gefühl kannten auch die Menschen, zu denen der Prophet Hesekiel sprach. Sie waren im Exil, entwurzelt, enttäuscht von ihren Führern. Hesekiel nennt sie „verirrte Schafe“, deren Hirten – das waren die Machthaber, Priester und Eliten jener Zeit – sie im Stich gelassen haben.
Heute ist es nicht anders. Wir leben in einer Welt der „Dealmacher“, die ihre verantwortliche Position zum eigenen Vorteil ausnutzen. Die neuen wie die alten Hirten sehen die Welt als Selbstbedienungsladen, in dem es nur um den eigenen Vorteil geht.
Doch der Prophet Hesekiel widerspricht dieser Logik entschieden und entwirft dazu ein Gegenbild: Wenn die eigentlichen Verantwortlichen sich nicht kümmern, dann muss es Gott selbst tun. Er delegiert die Fürsorge nicht länger, sondern will suchen, zurückbringen, verbinden, stärken, wie es in folgendem Vers heißt:
Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken. (Hes 34,16)
Die göttliche Ökonomie, also Gottes Art, die Welt zu ordnen, gründet nicht darauf, wer am meisten Geld hat, sondern ist eine Heilsgemeinschaft. Zu allen Zeiten haben die Hirten so gehandelt, wie wir es beim Propheten Hesekiel lesen. Dann kam einer, der von sich sagte: „Ich bin der gute Hirte.“ (Joh 10,11) Jesus Christus ist gekommen, das Verlorene zu suchen (Lk 19,10). Er ist der Hoffnungsschimmer in einer Welt, die offenbar nicht in der Lage ist, die göttliche Ökonomie zu leben. Wie aber soll das konkret werden? Dafür steht Gemeinde: Hier soll dieser Gegenentwurf gelebt werden. Hier kann man sich finden lassen. Hier kann man Teil dieser göttlichen Bewegung werden und Gott selbst ist unser Hüter und Hirte.
Wenn unser Leben neu berechnet wird, braucht es Orte, an denen wir nicht allein suchen müssen. Gemeinde ist ein solcher Ort. Kein perfekter, aber ein heilender Ort. Hier, wo Menschen sich gegenseitig suchen, zurückbringen, verbinden und stärken, da vollzieht sich, was Hesekiel sah. Da wird erlebbar, wie die Fürsorge Gottes Gestalt annimmt – mitten unter uns.